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Lexikon > Handchirurgie


Die Handchirurgie ist eine aus der US-amerikanischen Kriegschirurgie angesichts der fachübergreifend notwendigen Behandlung von an den oberen Extremitäten verletzten Soldaten hervorgegangene Disziplin; sie hat sich aus den Teilgebieten Unfallchirurgie (Traumatologie), Neurochirurgie und plastische Chirurgie entwickelt. Als Vater der Handchirurgie gilt Sterling Bunnel, amerikanischer Chirurg.

Allgemeines Aufgabengebiet


Die Handchirurgie befasst sich mit der Diagnosestellung und Behandlung von akuten oder chronischen Schäden oder Verletzungen an den oberen Extremitäten (Schulter, Oberarm, Unterarm, Hand, Finger, Daumen).

Spezielles Aufgabengebiet


Versorgung der Verletzungen an Fingerknochen, Sehnen, Bändern, Handgelenk (Kahnbeinbruch), Unterarmknochen (Distale Radiusfraktur), Ellen-Speichen-Gelenk (distales Radioulnargelenk) sowie an Blutgefäßen und Nerven (Plexus brachialis). Versorgung von chronischen Erkrankungen, sowie verschiedener Arthroseformen, Durchblutungsstörungen, Knochenveränderungen (Lunatummalazie), Einengungen von Nerven- oder Sehnenscheiden (Karpaltunnelsyndrom, Loge-de-Guyon-Syndrom, Sulcus-ulnaris-Syndrom), Tendovaginitis stenosans, Veränderungen am Bindegewebe (Dupuytren'sche Kontraktur), Tumoren (gut- oder bösartige Geschwulste) von Hand und Arm. Funktionswiederherstellung mit motorischen Ersatzoperationen komplex verletzter oberer Extremitäten.
Eingeschlossen ist die Behandlung von Kindern (kindliche Fehlbildungen), Rheumatikern und chronischen Schmerzsyndromen (Komplexes regionales Schmerzsyndrom), die Replantation von Fingern bis hin zu ganzen Extremitäten sowie die Versorgung von Patienten mit Prothesen sowie die Rehabilitation handverletzter Patienten, die spezielle Erfordernisse an die Ausbildung der Therapeuten stellt.

Fachliche Voraussetzungen


Eingehende Fachkenntnis von anatomischen und funktionellen Zusammenhängen werden zur Diagnosestellung und zur Erstellung eines Behandlungsplanes benötigt. Beim Therapieerfolg macht einen großen Anteil die komplexe Nachbehandlung aus: Physiotherapie, physikalische Therapie und Ergotherapie.

Technische Voraussetzungen und Hilfsmittel


  • Gewebsschonendes, differenziertes Vorgehen (atraumatische Operationstechnik)
  • Spezielles Instrumentarium
  • Lupenbrille oder besser Fernrohrbrille
  • Operationsmikroskop
  • Blutsperre: um ein blutarmes Operationsfeld zu ermöglichen wird mit einer pneumatischen Manschette die Durchblutung am Oberarm unterbrochen
  • Blutleere: um ein blutfreies Operationsfeld zu ermöglichen wird vor der Blutsperre mit einer elastischen Binde der Arm von der Peripherie her ausgewickelt


Ausbildung und Weiterbildung


Die Weiterbildung auf dem Gebiet der Handchirurgie ist eine so genannte Zusatzweiterbildung. Die Voraussetzung dieser Zusatzweiterbildung ist eine Anerkennung als Facharzt für Plastische Chirurgie, Chirurgie, Unfallchirurgie oder Orthopädie und eine 36-monatige Weiterbildung bei einem Weiterbildungsbefugten (davon können 12 Monate während der Weiterbildung in Allgemeine Chirurgie, Kinderchirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie oder Plastische Chirurgie abgeleistet werden, siehe Weiterbildungsordnung).

International


In einigen wenigen Ländern wie Schweden, Finnland und Singapur wird die Handchirurgie als eigenständige Fachrichtung geführt. Die angehenden Handchirurgen durchgehen hierbei eine Weiterbildungszeit von 60 – 72 Monate und werden in der orthopädischen, unfallchirurgischen sowie plastischen Handchirurgie geschult.

Einzelnachweise



Literatur


  • Dieter Buck-Gramcko: Ein Leben für die Handchirurgie: 100 Lebensbilder. Verlag Steinkopff, 2007, ISBN 3-7985-1776-2


Weblinks


  • [http://www.dg-h.de/ Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie]
  • [http://www.aerztekammer-bw.de/30/10/wbo2007a.pdf Weiterbildungsordnung Baden-Württemberg, Sonderausgabe ÄBW 4/2006, Stand 2/2007, S. 93] (PDF-Datei; 446 kB)



Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Handchirurgie

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